Spiritualität, Meditation & Yoga

Das Feld, das ich mit „Spiritualität, Meditation & Yoga“ bezeichne, unterscheidet sich – in meiner Perspektive – nicht wirklich von dem Feld „Achtsamkeit & Stressbewältigung“. Die Achtsamkeitspraxis hat sich aus den Traditionen spiritueller Meditations- und Yoga-Praxis entwickelt, gleichsam als säkulare Meditationspraxis, um mit Blick auf die Bewältigung von Stress (Stress in einem umfassenden Verständnis von lebensverengenden Haltungen und Strukturen) in die breite Gesellschaft hinein wirksam zu sein.

Ich benenne „Spiritualität, Meditation & Yoga“ aber noch einmal als eine eigenes Feld, um dieses Themenfeld einer spirituellen Haltung und Praxis - jenseits eines vielfach verengt konfessionell-religiösen Verständnisses - für die Persönlichkeitsentwicklung im Kontext beruflicher Arbeit und Verantwortung einzubringen. Mit „Spiritualität, Meditation & Yoga“ mögen sehr unterschiedliche und eben auch fragwürdige Angebote und Vorstellungen in Verbindung gebracht werden. Wie auch immer - ernst nehmen möchte ich das dahinter liegende Anliegen, in einer zusehens unübersichtlich und schnelllebiger gewordenen Lebens- und Arbeitswelt so etwas wie eine innere Mitte, Tiefe, Klarheit und Kraft zu finden. In der Tat fehlt es heute vielen Menschen, die nach außen hin oft wachsenden Anforderungen ausgesetzt sind, an einer inneren Zentriertheit. Daher ist die Suche nach mehr Innerlichkeit durchaus nachvollziehbar.

Was ist nun Spiritualität und Meditation? In dem hier gemeinten Verständnis ist es – genauso wie die Achtsamkeitspraxis (MBSR) - keine Flucht aus der gewöhnlichen Lebenswirklichkeit, auch keine Technik zur Herstellung irgendwelcher außergewöhnlichen Bewusstseinszustände, sondern der Weg in die Tiefendimension unserer Alltagswirklichkeit im Hier und Jetzt. In der Einübung gesammelter Wachheit kann sich uns mehr und mehr ein „neuer Raum“ eröffnen, in dem wir das gewöhnliche Leben in einem tieferen Zusammenhang wahrnehmen können. Meditation, so wie sie in den Traditionen des Zen und der Kontemplation geübt wird, hat ihre Wurzeln in einer religiösen Grundhaltung. Sie geht davon aus, dass wir in der Übung offener werden, dem tieferen Grund der Wirklichkeit erlebend zu begegnen, um darin unsere wesenhafte Freiheit und Identität zu finden.

Der Weg der Meditation ist keine "schnelle" Entspannungstechnik, sondern eher ein lebenslanger Weg in den Grund der eigenen Persönlichkeit. Er führt durch die seelisch-geistigen Schichten unseres Personseins in die umfassende Einheit des Lebens und Mitte unserer Existenz. Da diese Mitte durch eine Vielzahl gedanklicher und emotionaler Schichten überlagert ist, ist man dabei einer Art Selbstbegegnung ausgesetzt, die gerade am Anfang (und immer auch wieder) vielleicht nicht so leicht auszuhalten ist. Sie führt aber über die Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis zu mehr Tiefe. Das eröffnet einen erweiterten Freiheitsraum im Umgang mit den Aufgaben und Beziehungen unseres täglichen Lebens.

Was ist Yoga? Yoga (in der Form der Körperstellungen) ist ein meditativ-spürender Zugang zum Körper. Die Übungen zielen im Wechsel von Spannung, Dehnung und Loslassen auf eine Harmonisierung der Körperkräfte sowie eine intensivierte Körperwahrnehmung und fördern damit zugleich innere Ausgeglichenheit und Sammlung. Dieser betont körperorientierte Zugang kann als eine wertvolle eigenständige Variation meditativer Praxis und spiritueller Vertiefung angesehen werden.